Architekturbüro feat. Kalksandsteinwerk

Es gibt endlose Möglichkeiten, Kalksandstein zu gestalten – nur welches ist der erste Schritt? Wie verläuft die Zusammenarbeit zwischen Architekt und Kalksandsteinwerk? Ein Beispiel haben das Architekturbüro phalt und Hunziker Kalksandstein geliefert. Für die Eissporthalle in Wohlen haben sie gemeinsam Stein #1 entwickelt, nach dem Entwurf der Architekten mit einer gerillten Oberfläche.

Die Musterwand mit Rillenstein: So wurde mit Verband und Fugenfarben experimentiert (Quelle: Baumuster-Centrale Zürich)

 

Inspiration Baugeschichte

Ausgangspunkt für die phalt Architekten war die Suche nach einem erschwinglichen Material für die Fassade der neuen Eissporthalle. Der Neubau sollte sich an der bestehenden Bausubstanz aus Sichtbeton am Sportpark Bünzmatt orientieren. Dazu erzählt Frank Schneider, Partner bei phalt, später: „Bei den Kalksandstein-Standardformaten ab Katalog wurden wir nicht fündig. Also haben wir uns auf Objektsuche begeben und mit dem Kirchenbau in Zürich-Altstetten aus den 1930er Jahren unsere Inspiration fürs Sichtmauerwerk entdeckt.“ Eine zufällige Begegnung führte parallel schon im frühen Stadium des Projekts zu der progressiven Zusammenarbeit der Architekten mit der Hunziker Kalksandstein AG.

Die Idee

  1. Erste Begegnung: Ein Telefonat. Mit Vertretern des Kalksandsteinwerks bespricht phalt die Chancen (z.B. guter Schall- und Feuerschutz, geringer Ressourcenverbrauch) – aber vor allem das schlummernde Kreativ-Potential. Alte Vorurteile? Werden aus dem Weg geräumt.
  2. Experimentierphase: Im Büro schneiden die Architekten an Steinmodellen, die Modellmasse ist hier Polystyrol-Hartschaum, geschnitten wird mit heißem Draht. Mit den Modellen werden kleine Mauerwerksverbände und Fugenbilder ausprobiert.
  3. Applikationen: Parallel testet phalt auch Visualisierungen in digitaler Form und die Erweiterung des Mauerwerks mit weiteren Elementen, z.B. Geländern.
  4. Die Werksbesichtigung: Mit den Plänen und Ideen im Gepäck fahren die Architekten zum KS-Werk nach Brugg. Inspiriert von Sonnenschein und Schattenspiel auf der Rückseite von Standardformaten reift die Idee für einen Rillenstein.
  5. Der Transferprozess: Produktionsmitarbeiter und Architekten stimmen die Gestaltung und die technische Machbarkeit direkt an der Maschine ab. Mit dem Eindruck der grobmechanischen Produktionsabläufe wird überlegt, wie die gewünschte Rillenstruktur in den Stein kommt.

Die Produktion

  1. Der Produktionsplan: Mit Mitarbeitern des Kalksandsteinwerks bespricht phalt den Ablauf der Produktion.
  2. Das Werkzeug: Formwerkzeuge werden angepasst, die dem Stein #1 auf der Sichtseite die Rillen einprägen. Besonderes Augenmerk verlangen Stürze und Ecklösungen.
  3. Der Prototyp: In Abstimmung mit dem Bauherrn wird ein Muster inklusive Werkzeug produziert. Diese erste Charge des Kalksandsteins #1 wird bereits auf der Baustelle zu einer Musterwand errichtet, an der auch Fugenfarben und -ausbildungen festgelegt werden.

Das Bauwerk

  1. Grünes Licht: Der Prototyp hat überzeugt. Der erste, eigens entworfene und mit Hunziker Kalksandstein realisierte Stein wird produziert.
  2. Zwei Steine: Ein Stein mit fünf Rillen frontal in der Sichtseite. Dann ein weiterer Stein, bei dem die Rillen über eine Ecke weiter gehen, als Lösung für Ecken und Laibungen.
  3. Das Ergebnis: Circa 60.000 Steine aus der Produktion von #1 werden bei der Eissporthalle am Sportpark in Wohlen verbaut, teilweise von fast einem Dutzend Maurern gleichzeitig.

Unikat ab Werk

Im Werk von Hunziker Kalksandstein in Brugg mit seinem hohen Automationsgrad kann #1 preiswert produziert werden, inklusive maschineller Stapelung und Verpackung. Der geringe Energieverbrauch der Produktion sorgt u.a. dafür, dass der Kalksandstein bei Bedarf direkt aus der Pressung und Aushärtung verpackt, geliefert und noch am gleichen Tag verbaut werden kann.

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